Nicht alle Männer...

Veröffentlicht am 5. November 2025 um 16:12

 

 

Ich gehe nach Hause, den Schlüssel fest in der Hand.

Nicht, weil ich paranoid bin, sondern weil ich’s musste lernen.

Ich hab einen Plan, für den Fall, dass einer hinter mir läuft.

Ich hab ein Lächeln parat, wenn mir jemand zu nah kommt –

nicht, weil ich will, sondern weil Widerspruch gefährlich sein kann.

 

Und trotzdem höre ich immer wieder:

 

„Nicht alle Männer.“

 

Ja. Ich weiss.

Aber weißt du, was ich auch weiß?

Dass es immer einer ist. Einer, der zu nah kommt. Einer, der pfeift.

Einer, der fragt, was ich „kann“. Einer, der meint, sein Interesse sei ein Kompliment.

Einer, der meine Angst nicht versteht – weil er sie nie fühlen musste.

 

Es geht nicht um „alle“.

Es geht um immer wieder!

.

Ich sage nicht, dass alle Männer so sind.

Ich sage: zu viele sind es.

Ich sage: zu oft passiert es.

Ich sage: jedes Mal ist einer zu viel.

 

Denn jeder „Einzelfall“ ist kein Zufall.

Es ist Teil eines Systems, das sich zu lange selbst verteidigt hat.

Mit Sätzen wie: „War doch nur nett.“

Oder: „Hab dich nicht so.“

Oder eben: „Nicht alle Männer.“

 

Aber während du dich verteidigst,

verteidige ich mich – im Dunkeln, auf dem Heimweg, mit dem Schlüssel zwischen den Fingern.

 

Wir sind müde vom Erklären!

 

Wir erklären, warum wir Grenzen setzen.

Warum wir lieber in Gruppen heimgehen.

Warum wir im Club den Drink nicht unbeaufsichtigt lassen.

Und du fragst, warum wir „übertreiben“.

 

Weisst du, was anstrengend ist?

Dass jedes Gespräch über Sexismus mit einem „Aber“ beginnt.

Dass Frauen schweigen, weil sie nicht schon wieder als „empfindlich“ gelten wollen.

Dass Schuld immer noch da gesucht wird, wo sie nie war:

 

„Was hast du getragen?“

„Warst du allein?“

 

Wir sind müde vom Zählen.

Vom Schweigen.

Vom Rechtfertigen.

Von der Angst, nicht ernst genommen zu werden.

 

Wenn du dich nicht angesprochen fühlst – dann steh auf.

 

Wenn du kein Teil des Problems bist – dann sei Teil der Lösung.

Hör zu, statt dich angegriffen zu fühlen.

Widersprich, wenn jemand einen übergriffigen Witz macht.

Geh dazwischen, wenn du siehst, dass eine Frau bedrängt wird.

Rede mit deinen Freunden.

Nicht über uns, sondern über euch.

 

Denn Schweigen schützt Täter, nicht Opfer.

Und wenn du dich wegdrehst,

bist du vielleicht nicht der, der übergriffig war –

aber du bist der, der nichts getan hat.

 

„Nicht alle Männer – aber immer ein Mann.“

 

Es ist kein Hass-Slogan.

Es ist die Beschreibung einer Realität, die Frauen täglich begleitet.

Auf dem Nachhauseweg.

Im Büro.

In der Bahn.

Im Chat.

 

Dieser Satz ist keine Anklage – er ist ein Hilferuf.

Er sagt: „Wir wollen keine Angst mehr haben.“

Er sagt: „Wir wollen gehört werden.“

Er sagt: „Tu was.“

 

Denn solange immer wieder ein Mann es tut,

wird es IMMER ein Mann sein. 

 

Frag dich selbst:

Bist du Teil der Lösung – oder der, der wegsieht?

 

Denn am Ende geht es nicht darum, wer schuld ist.

Sondern darum, wer mutig genug ist, etwas zu ändern.

 

Nicht alle Männer – aber immer ein Mann.

Und das reicht, dass wir nie ganz frei atmen können.

 

SteFunny